Bernhards Harmonie Chor Berlin

Worum geht es?

Hallo Ihr Lieben,Mittwoch, 23.08.2023

hiermit möchte ich Euch mein neues Projekt vorstellen.

Es geht mir im Wesentlichen darum, mit unseren Stimmen möglichst klare und reine Klänge zu erzeugen, und diese Klarheit und Reinheit mit Euch zu genießen. Ich möchte mit Euch Klänge erzeugen, die "einrasten".

Das tun sie, indem sie mit dem natürlichen Obertonspektrum der einzelnen Töne harmonieren, im Idealfall genau übereinstimmen.

Schafft man es, mit einer Gruppe von Menschen solche Klänge zu erzeugen, werden sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch die Zuhörerinnen und Zuhörer die fesselnde Faszination und energetische Ausstrahlung solcher reinen Klänge erleben können.

Hier ist ein kleines Beispiel mit Noten, gesungen von Joey Pace. Quelle: youtube.


Töne und Klänge

Unsere menschlichen Stimmen erzeugen im physikalischen Sinne keine einzelnen Töne (einzelne Töne sind eigentlich Sinustöne, die in der Natur gar nicht vorkommen), sondern Gemische aus vielen sogenannten Ober- oder Teiltönen. So ein Tongemisch wird auch einfach Klang genannt.

Wenn wir also einen einzelnen "Ton" singen, dann nehmen wir dessen Grundfrequenz als "Ton" wahr, und die gleichzeitig klingenden Obertöne, auch Partial-, Teil-, Aliquot-, Neben- oder Beitöne genannt, geben der Stimme den charakteristischen, unverwechselbaren Klang. Hinzu kommen noch Nebengeräusche wie Luft- und Blasgeräusche, die den Klangcharakter stark beeinflussen.

Also: Ein gesungener "Ton" ist eigentlich kein (Sinus-)Ton, sondern ein Klang: Ein Gemisch aus vielen gleichzeitig hörbaren Teiltönen plus Nebengeräuschen.

Nochmal zusammengefasst: Obertöne - oder physikalisch präziser: Teiltöne sind ein natürlicher Bestandteil der menschlichen Stimme. Sie klingen in der Stimme immer mit. Ein normaler Sington besteht aus einem Bündel von harmonischen Teiltönen. Dieses Bündel bildet einen speziellen harmonischen Teiltonakkord, den unser Gehirn als Ton mit einer Klangfarbe verarbeitet. Die Klangfarbe entsteht durch die Lautstärkeverteilung der Teiltöne.

Dieses Tongemisch aus harmonischen Teiltönen folgt genauen physikalischen Regeln, nämlich der Teiltonreihe.


Teiltonreihe

Wir können definieren: Der Klang eines "Tons" unserer Stimme besteht aus der Summe der Töne der Teiltonreihe und bildet damit einen Akkord aus gleichzeitig schwingenden harmonischen Teiltönen.

Die Teiltonreihe ist folgendermaßen aufgebaut:

Der 1., unterste oder tiefste (Teil-)Ton ist der Grundton, die Grundfrequenz. Wir nehmen als Beispiel mal Ton a mit einer Freuquenz (Tonhöhe) von sagen wir 220 Hz.

Der 2. Teilton ist genau doppelt so hoch, hat also die doppelte Schwingungszahl und klingt mit einer Frequenz von 440 Hertz (Hz). Er bildet genau die Oktave zum Grundton, in unserem Fall das a'. Man kann auf einem Saiteinstrument diesen 2. Teilton hörbar machen, indem man einen Finger genau auf die Mitte der schwingenden Saite legt und dort einen Schwingungsknoten erzeugt. Man hört dann genau diesen 2. Teilton, die Oktave zum Grundton. Man nennt das auch "Flageolett-Ton".

Der 3. Teilton ist genau dreimal so hoch und hat die dreifache Schwingungszahl wie der Grundton. In unserem Fall also 660 Hz. Es erklingt ein Ton, der genau eine Oktave plus eine reine Quinte höher ist als der Grundton, in unserem Fall e''. Auf dem Saiteninstrument liegt der Finger für den Flageolettton genau auf einem Drittel der Saitenlänge.

Der 4. Teilton ist wieder die Oktave, er hat die 4-fache Frequenz des Grundtons und bildet genau eine reine Oktave zum 2. Teilton bzw. eine reine Quarte zum 3. Teilton. Ton a'' mit 880 Hz.

Der 5. Teilton schwingt 5 mal so schnell wie der Grundton und bildet mit einer Frequenz von 1100 Hz genau eine reine Terz zum 4. Teilton. Ton cis'''.

Der 6. Teilton bildet die Quinte zum 4. Teilton oder die kleine Terz zum 5. Teilton. Ton e'''.

Der 7. Teilton ist eine kleine Septime und passt nur schlecht in unser bei uns gebräuchliches Tonsystem. Diese kleine Septime wird nämlich als viel zu tief empfunden. Deshalb gehen wir nicht weiter darauf ein.

Der 8. Teilton bildet wieder eine Oktave zum 4. Teilton und 2 Oktaven zum 2. Teilton. Er ist also genau 3 Oktaven höher als der 1 Teilton, in unserem Fall das a'''.

Der 9. Teilton bildet eine Sekunde zum 8. Teilton, man nennt ihn auch den großen Ganzton. In unserem Fall Ton h'''

Der 10. Teilton ist der kleine Ganzton zum 9. Teilton, Ton cis'''', gleichzeitig die reine Terz zum 8. Teilton.

Ab hier werden die Teiltonabstände immer enger, immer höher und immer "unsauberer", so dass wir sie ab hier für unser Singen vernachlässigen können.

Das Video demonstriert die elektronisch erzeugten und nacheinander hörbar gemachten Teiltöne eines wie in unserem Beispiel angenommenen Grundtons von a = 220 Hz. Quelle: youtube

Wie können wir jetzt diese Teiltöne in unserer Stimme hören?


Teiltöne hören

Man kann trainieren, einzelne Teiltöne aus einer menschlichen Stimme herauszuhören. Außerdem kann man trainieren, die Teiltöne beim Singen selbst besonders zu verstärken.

Bei Wikipedia ist dazu Folgendes zu lesen:

"In der menschlichen Stimme schwingt (...) ein komplexes Obertonspektrum mit. In der besonderen Gesangstechnik des Obertongesangs kann man diese hohen Frequenzen zum Dominieren bringen.

Der unterschiedliche Klang von Vokalen kommt durch deren spezifischen Obertonaufbau zustande. Durch die individuelle Größe und Form von Mund und Rachen werden manche Frequenzen durch Resonanz verstärkt, andere gedämpft. Die Frequenzbereiche, die jeweils verstärkt werden, nennt man auch Formanten."


Hier ein Beispiel, in dem jemand trainiert hat, spezielle Teiltöne aus dem Klang der Stimme zu verstärken und damit quasi zu einer ganzen Melodie zu extrahieren:



Quelle: https://www.oberton.org/obertongesang/was-ist-obertongesang/

Ich möchte gern mit Euch tranieren, die harmonischen Teiltöne aus unseren natürlichen Stimmen herauszuhören, um dann in der Mehrstimmigkeit die Intervalle genau mit den gehörten Teiltönen verschmelzen zu lassen.

Dafür ist es notwendig, zu verstehen, dass die Intervalle der Teiltöne ganzzahlige Vielfache des ersten Teiltons sind. Die Oktavten, Quinten, Quarten und Terzen klingen damit genau rein, also schwebungsfrei.


Reine Stimmung

In dem bei uns gebräuchlichen Tonsystem ist es nun leider so, dass außer den Oktaven alle anderen Intervalle durch die notwendige Temperierung z.B. beim Klavier nicht rein klingen. Bei den Quinten und Quarten ist die Verstimmung noch verhältnismäßig gering und deshalb für unseren Gesang zu vernachlässigen. Bei den Dur-Terzen, die aus zwei aufeinanderfolgenden Ganztönen bestehen (z.B. c-e), sieht die Sache jedoch ganz anders aus: Die temperierten Terzen auf dem Klavier sind viel weiter als rein!! Sie sind weit davon entfernt, rein zu klingen! Wir haben uns einfach an die starke Verstimmung gewöhnt.

Hier ein Beispiel einer reinen Dur-Terz mit daruf folgendem reinen Dur-Akkord, verglichen mit einer temperierten Dur-Terz und einem temperierten Dur-Akkord.

rein:
temperiert:

Man hört deutlich: Das Cis, die Terz zum Grundton, (entspricht dem 5. Teilton) ist bei der reinen Stimmung viel niedriger oder tiefer als bei der temperierten (gleichstufigen) Stimmung eines Klaviers.

Was folgt daraus für unser Singen?


Die Komma-Falle

Dieser Unterschied zwischen einer reinen und einer Terz, die aus 4 Quinten minus 2 Oktaven gebildet wird (Pythagoräische Terz) wird syntonisches Komma genannt.

Wenn wir reine Terzen intonieren, (= im Reinklang mit dem 4. und 5. Teilton) können wir damit einen Wohlklang erreichen, der das mehrstimmige Singen zu einem überaus faszinierenden und beglückenden Erlebnis macht.

Der Haken dabei: Bei bestimmten Tonfolgen (meistens bei Modulationen) von Musikstücken ist die Gefahr groß, dass der Chor "detoniert", also im Laufe der Zeit tiefer wird (weil der obere Ton der Terz deutlich tiefer ist als bei der gleichstufigen Stimmung). Je genauer die Sängerinnen und Sänger eines Chores aufeinander hören und je reiner sie die Intervalle, vor allem die Großterzen, intonieren, desto größer wird die Gefahr, dass der Chor detoniert.

Zum Gegensteuern müssen wir das bei den Terzen fehlende Syntonische Komma in unsere Musik einbauen.

Hier ein Beispiel: (Kommafalle erkannt und Komma gesungen.)

Modulation C-Dur nach G-Dur
4-stimmig reine Stimmung nur der Sopran reine Stimmung 4-stimmig gleichstufige Stimmung

Der Sopran singt das zweite a um ein syntonisches Komma höher.
Zum Vergleich: Dieselbe Akkordfolge in gleichstufig temperierter Stimmung

Die Wirkung der Modulation als Steigerung und Aufhellung verblasst in der gleichstufigen Stimmung.
Wir sehen also: Um nicht zu detonieren, muss der Sopran das a beim 3. Akkord um 5,5 Hz höher singen als beim 2. Akkord.

Noch ein Beispiel: (links alles gut, rechts in die Falle getappt)

Akkord auf der 2. Stufe In die Kommafalle reingefallen
im 4. Akkord das d'' um das Syntonische Komma erhöht Bei diesem Beispiel wird die Erhöhung des Tons d'' im 4. Akkord weggelassen. Bei 4-maliger Wiederholung sinkt der Chor um fast 1/2 Ton ab.

Auf der Suche nach Klangbeispielen, bei denen auf genaue Intonation Wert gelegt wird, bin ich auf einen besonderen Satzstil des a-cappella-Gesangs gestoßen: den Barbershop-Gesang.


Barbershop-Gesang

Der A Cappella Musikstil "Barbershop Harmony" stammt ursprünglich aus den USA. Er entstand Ende des 19. Jahrhunderts in amerikanischen Friseursalons ("Barbershops"), wo sich die Männer die Wartezeit mit improvisierten spontanen Gesängen vertrieben.

Diese Musikkultur hat sich bis heute gehalten, und der Stil ist sehr besonders, denn
Es folgen Beispiele für Barbershop-Gesang: (Quelle: YouTube)

Joey Pace: Almost like being in love Tim Waurick: Time goes by Zero8: Acceptance Song

Kentucky Vocal Union: Deed I do Zero8: Amazing grace Tim Waurick: If Chopin sang

... und noch ein einzelner tag:



Ausblick

Ob wir uns mit unserem Chor ganz auf die Barbershop-Musik konzentrieren oder abweichend davon auch "normale" (Männer-)Chorsätze singen werden, möchte ich gern mit Euch ausprobieren.

Der Name unseres Chores lässt jedenfalls beides zu.

Ein erster Termin für ein Probenwochenende soll im März 2024 stattfinden, im Kloster Lehnin.


1. Termin im Kloster Lehnin

Für unser erstes Probenwochenende im Kloster Lehnin habe ich einen Termin!

Das Wochenende findet statt

von Freitag, 22. März 18.00 Uhr zum Abendessen bis Sonntag, 24. März 2024 nach dem Mittagessen.

Es ist das Wochenende vom Palmsonntag, eine Woche vor Ostern.

Die Kosten betragen 300,-- Euro pro Person für Unterbringung, Verpflegung und Probenraummiete. Vielleicht kann ich am Preis noch etwas machen - das hängt auch davon ab, wie viele Sänger und Sängerinnen sich anmelden. Es gibt 1- und 2-Bett-Appartements in Hotel-Qualität.

Bitte schreibt mir bis zum 30.09. eine E-Mail, ob Ihr dabei sein möchtet und könnt.

Herzliche Grüße
Euer Bernhard